Donnerstag, 5. Mai 2011

Offene Worte

Im Jahresbericht der Adoptionsvermittlungsstelle AdA finden sich zum Thema Ethik offene Worte. Susana Katz-Heieck schreibt über "die Notwendigkeit, neue Konzepte für die Vermittlung älterer Kinder zu entwickeln und ein Umdenken zuzulassen: beide Seiten, sowohl Herkunfts- als auch Aufnahmestaaten sind unseres Erachtens gefordert, sich auf die Vermittlung älterer und/oder erkrankte Kinder vorzubereiten. Wenn die Vorbereitung auf die Vermittlung dieser Kinder nicht ernsthaft in fachliche Hand genommen wird und diese weiterhin als Ausnahmefälle und ohne besondere Programme zugelassen werden, wird die Quote der gescheiterten Adoptivelternschaften zunehmen."

Und sie führt weiter aus: "Denn die Ära des „Adoptionstourismus" geht langsam zur Neige, wie Dr. Benyam Mezmur aus Südafrika im General Meeting von Euradopt im Oktober 2010 in Oslo beteuerte. Die Suche nach dem Land, aus dem viele gesunde Babys adoptiert werden können, kann im Grunde langsam abgeschlossen werden. Der Vortrag der italienischen Kollegen, in dem sie über die Adoptionen in China berichteten, war die erstaunliche Bestätigung dafür: immer größer seien die Probleme, die bei Vermittlungen von Kindern aus China auftreten würden. Denn mittlerweile könne man sich nicht mehr auf den in den Kinderberichten beschriebenen Gesundheitszustand sowie auf die Altersangaben verlassen.

Auf dem General Meeting 2010 in Oslo ist zudem das Problem der Transparenz von Adoptionsverfahren angesprochen worden, die ewige, berechtigte Frage nach der ethischen Grenze. Dieses Thema wurde insofern diskutiert, da in der Kooperation mit manchen Herkunftsstaaten die Trennung der Adoptionen von humanitärer Hilfe nicht möglich ist. Die afrikanischen Kollegen stellten den europäischen Gästen die Frage: wie viele Spenden lassen Sie sich die Kooperation mit den Partnerorganisationen in den Herkunftsstaaten kosten? Die Vermittlungsstellen, die davon betroffen sind, beklagten sich wiederum darüber, dass die Herkunftsländer manche Prozesse der Aufklärung bzw. der Transparenz blockieren würden. Jede Bemühung, Adoptionen in eine offene Kooperationsstruktur umzuwandeln, würde mit der Androhung der Kündigung der Zusammenarbeit, im Extremfall mit der Durchsetzung dieser, bestraft."  

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