Montag, 16. Januar 2012

Eine Ära der Reform

Karen Smith Rotabi ist Professorin für Sozialarbeit und profilierte Kennerin der Problematik von Auslandsadoptionen. In einem Überblicksartikel hat sie gemeinsam mit Kelley McCreery Bunkers die Literatur in der Sozialarbeit zum Thema zusammengefasst und analysiert. Die Autorinnen machen einige interessante Beobachtungen in ihrem Artikel "In an Era of Reform - A Review of Social Work Literature on Intercountry Adoption".
  • Ein wichtiger Punkt bezieht sich auf den Mißbrauch der Definition von Waisen. Während die UNICEF Definition von Waisen (als Kinder mit einem verstorbenen Elternteil) im Kontext der Erfassung von Aidsfolgen in Entwicklungsländern entstand, wird dieser von Adoptionsprotagonisten benutzt, um die Notwendigkeit von Adoptionen zu propagieren. Sehr wenige Kinder sind tatsächlich Waisen und noch weniger Kinder haben keine Angehörigen, die sie versorgen können. Dennoch gibt es diese Kinder, die dementsprechend von internationalen Adoptionen profitieren können. Allerdings sind sie viel schwerer zu finden als bisher die Vermittlungsstellen zugeben.
  • Es gibt Marktstrukturen in amerikanischen privaten Adoptionen, die landspezifisch sind: In keeping with the market-place ideology, there is an emphasis on choice: prospective adopters and birth parent(s) would be free to choose which agency to use, and even to select one another. This leads to a highly competitive market for healthy babies, exemplified by on-line profiles of prospective adopters (effectively advertisements) hoping that a birth parent will choose them." Dies führe unausweichlich zu Problemen und Marktdynamik im privaten US amerikanischen Adoptionssystem.
Die Autorinnen plädieren für einen ganzheitlichen Ansatz und bemängeln, dass Entscheidungen über das Wohl des Kindes regelmäßig ohne ausreichende Informationen getroffen werden. Sozialarbeit müsse zwischen Empfänger und Senderländern besser koordiniert werden.

Auf der Verlagsseite findet sich auch ein interessanter podcast mit Karen Smith Rotabi.

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