Donnerstag, 22. September 2011

Traumatisierung von Adoptivkindern

Viele Adoptivkinder sind traumatisiert. Auf der webseite der Ärztin Bettina Bonus heißt es:

"Alle Adoptiv- und Pflegekinder, die bei keinem leiblichen Elternteil aufwachsen, haben eine Gemeinsamkeit: sie sind zwar im Bauch ihrer leiblichen Mutter aufgewachsen, leben aber heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern.

Scheidungskinder verbleiben in der Regel bei dem Elternteil, zu dem sie die tiefere Beziehung haben. Ein Adoptiv- oder Pflegekind aber, das nicht bei einem leiblichen Elternteil aufwächst, wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt aus allem herausgerissen, was ihm, aus Sicht des Kindes, Vertrautes, Sicherheit und die Lebensgrundlage bot.

Die Trennung von der leiblichen Mutter vor dem siebten oder - schlimmer noch - vor dem dritten Lebensjahr - kann man sich, aus Sicht des Kindes betrachtet, gar nicht dramatisch genug vorstellen. Für das Kind ist es zunächst wie ein Todesurteil, dass es "ohne Macht" - ohnmächtig - entgegen nehmen muss."

Nicht jede Trennung von der Mutter führt zur Traumatisierung und nicht jede Traumatisierung führt zu Verhaltensauffälligkeiten. Manche Kinder sind überangepasst und "funktionieren" im Alltag wunderbar, während sie ihre Verletzungen im Innern verbergen.

Die Traumatisierung von Adoptivkindern wird im Vermittlungsprozess wenig thematisiert. Während Adoptivbewerber einen Fragebogen ausfüllen müssen, in dem sie angeben, welche Behinderungen für sie akzeptabel sind, gibt es nur wenige Vorbereitungen auf das Leben mit einem traumatisierten, manchmal auch schwerst traumatisierten Kind. Negative Erfahrungsberichte dienen eher der Abschreckung denn der Sensibilisierung für das Thema.

Aus einer ethischen Perspektive muss der Verlust des Kindes in den Mittelpunkt der Vermittlung gestellt werden und systematisch durch Vermittlungsstelle, Jugendamt und Adoptiveltern aufgenommen und verarbeitet werden. Dafür bedarf es neben den entsprechenden Beratungsstellen und Therapieformen auch das Bewusstsein und Kenntnisse der Adoptiveltern über die Folgen von Traumatisierung. Zurzeit fehlt diese Information jedoch weitgehend, da alle Beteiligte auf das Beste (ein nicht oder wenig traumatisiertes Kind) hoffen. Das reicht jedoch nicht aus.

Wir sind gerne bereit, weitere Informationen, Beratungsmöglichkeiten und Seminare wie auch Tipps und (anonyme) Erfahrungsberichte auf unserer webseite zu veröffentlichen.     

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