Mittwoch, 8. Februar 2012

Weitere Kinderheimschließungen in Äthiopien

Ein aufschlussreicher Artikel in Christianity Today beleuchtet die aktuelle Situation von Auslandsadoptionen in Äthiopien. Neue Vorschriften des äthiopischen Frauenministeriums (MOWA) haben nicht nur die Zahl der Anträge reduziert, die die Behörde täglich prüft und damit den Adoptionsprozess verlängert. Zusätzlich hat die Regierung vorgeschrieben, dass alle verlassenen Kinder zunächst in einem staatlichen und nicht privaten Kinderheim untergebracht werden müssen, um das Einsammeln von Kindern (Harvesting) zu verhindern. Mindestens 25 private Kinderheime wurden danach im letzten Jahr und weitere 20 werden voraussichtlich in den nächsten Monaten geschlossen. Viele dieser privaten Kinderheime hatten direkte Verbindungen mit Vermittlungsstellen in westlichen Ländern.

Der Artikel zitiert auch Schwester Lutgarda Camilleri vom Kidane Mehret Children's Home in Addis Abeba. Sie unterstützt die neuen Vorschriften, obwohl sie ihre Arbeit erschweren. Viele Kinder in Kidane Mehret seien aufgrund ihres Alters oder Gesundheitszustands nicht adoptierbar. Mit den neuen Vorschriften kommen weniger Kleinkinder ins Kidane und damit auch weniger Interesse von Adoptiveltern. Weniger Interesse bedeutet zugleich auch weniger finanzielle Unterstützung für die Kinder, die nicht adoptiert werden können.

"When we had babies, people came here and when they came, they would sponsor these older children," sagte Camilleri. "Right now we have three children who are siblings; they are 8, 13, and 15. They have to be adopted together. But tell me: Who is going to take a 15-year-old with AIDS?"

Diese Form der Subventionierung älterer nicht adoptierbarer Kinder durch internationale Adoptionen ist in äthiopischen Kinderheimen die Regel. Spenden kommen in erster Linie von Adoptiveltern. Ein Rückgang von Adoptionen trifft daher die Kinderheime insgesamt. Allerdings kann dies kein Grund sein, zweifelhafte und teils kriminelle Verfahren zu tolerieren.

Der Artikel schließt mit der Beobachtung, dass weder die Vorschriften noch internationale Adoptionen an sich das Problem lösen.  

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