Mittwoch, 20. Juni 2012

Human Rights Watch: Äthiopische Regierung vertreibt Stämme entlang des Omo Flusses

Human Rights Watch hat einen neuen Bericht über Landvertreibungen im Süden Äthiopiens veröffentlicht. Im unteren Omo Tal werden derzeit ganze Dörfer mit Gewalt von ihrem Land vertrieben, ohne dass ihnen alternative Lebensmöglichkeiten oder Schadensersatz angeboten wird. Regierungsbeamte haben Bewohner, die sich gegen die Umsiedlung wehrten, verhaftet und geschlagen.

Der Bericht "‘What Will Happen if Hunger Comes?’: Abuses against the Indigenous Peoples of Ethiopia’s Lower Omo Valley,” beschreibt im Detail, wie Umsiedlungen ohne Konsultationen oder Schadensersatz für die Entwicklung einer staatlichen Zuckerplantage mit über 100.000 Hektar kommerzieller Landwirtschaft vorangetrieben werden.


Quelle: Human Rights Watch © 2007 Brent Stirton/Reportage by Getty Images

Das untere Omo Tal ist eines der abgelegensten Gebiete auf dieser Erde. Dort leben ungefähr 200.000 Menschen in acht sehr unterschiedlichen Gemeinschaften. Ihre Lebensart und Identität ist direkt mit dem Land und dem Zugang zum Omo Fluss verwurzelt. Ihre Vertreibung zerstört nicht nur ihr Leben sondern auch eine eigene Kultur.

Der Bau der Zuckerplantage hängt mit der Errichtung des größten Damms in Afrika zusammen. Das  Gibe III Wasserkraftprojekt befindet sich auch am Omo. Die Zuckerplantage flussabwärts ist von dem Wasserzufluss abhängig. Bis heute gibt es keine ökologische oder soziale Folgenabschätzung des Gibe Damms.

Die Rechte der indigenen Völker sind von der äthiopischen Verfassung wie auch von UN Konventionen geschützt. Danach haben indigene Völker ein Eigentumsrecht an dem Land, das sie seit Jahrhunderten bebauen. Sie können dieses Land nur freiwillig gegen Schadensersatz aufgeben. In der Praxis hat die äthiopische Regierung diese Eigentumsrechte nicht anerkannt. Sie hat keinen Schritt unternommen, die Betroffenen zu konsultieren oder ihre Zustimmungen zu den Umsiedlungen zu erreichen.

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