Dienstag, 30. August 2011

Multikulti - zur kulturellen Identität international adoptierter Kinder

Alle Kulturen haben ihre Geschichte, Gebräuche und Rituale. Kinder nehmen sie automatisch auf und werden ein Teil von ihr. Sie lernen Lieder, Tänze, Rezepte und eine gemeinsame Erinnerung ihrer Gesellschaft, die sie im Inneren zusammenhält. International adoptierte Kinder wachsen in der Kultur ihrer Adoptiveltern auf. Sie lernen die Sprache ihrer Eltern nicht und bewegen sich in ihren Heimatländern wie Touristen. Viele Adoptierte berichten, wie sie auf der Straße angesprochen werden und die Verwunderung der Anderen sehen, wenn sie die Sprache nicht verstehen.

Sind diese Kinder in ihrer kulturellen Identität defizitär?

Das hängt davon ab, wie stark sie in ihrer neuen Familiensituation verankert sind. Wenn Kinder in ihrer Persönlichkeit und Identität gefestigt sind, wenn sie ihre zwei oder drei Kulturen, die es in ihrer Familie gibt, als natürliche Bestandteile einer zunehmend interkulturellen Welt ansehen, fehlt ihnen nichts. Wenn sie sich jedoch in der Familie als Außenseiter und 'anders' wahrnehmen, dann fehlt ihnen umso mehr ihr Zugang zu ihrer eigenen Kultur. Die Lösung liegt daher in den Beziehungen zwischen Adoptiveltern und Kindern, die wiederum stark von der Traumatisierung des Kindes durch Verlassenwerden und Vernachlässigung abhängen. Stabile Kinder in stabilen Familien können sehr gut mit verschiedenen Kulturen umgehen und ihre gemischte Identität als positive Ergänzung empfinden. Verletzte Kinder empfinden dies als Herausforderung und Defizit.

Die Diskussion über kulturelle Identität ist daher eine Stellvertreterdiskussion. Es geht um gefestigte Persönlichkeiten in jedweder Kultur und der Weg dorthin führt über das psychisch gesunde Kind. Kulturcamps, in denen die Kultur des Heimatlands zelebriert werden, helfen dabei nur begrenzt. Die dort erlebte Kultur ist offensichtlich künstlich und nicht natürlich. Sie helfen jedoch in dem Sinn, dass das Kind spürt, dass die Eltern es in seiner eigenen Identität (in der seine Heimatkultur eine große Rolle spielt) ernstnehmen.

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