Freitag, 22. April 2011

Der evangelikale Kreuzzug

In einem Artikel für The Nation schreibt Kathryn Joice über die enge Verbindung von Evangelikalen Kirchen und Auslandsadoptionen in den USA. Diese berufen sich auf eine "Waisentheologie", die Adoption als Teil der christlichen Erlösung sieht, ihre militanten Kampagnen gegen Abtreibung unterfüttert und darüberhinaus ein Instrument zur Missionierung darstellt. Evangelikale Kirchengemeinden rufen in Konferenzen und eigens Adoptionen gewidmeten Gottesdiensten ihre Mitglieder zur Adoption auf. Die moralische Überlegenheit evangelikaler Fundamentalisten leistet unethischen Praktiken weiter Vorschub. Da viele Adoptiveltern einen direkten "Auftrag von Gott" verspüren, halten sie sich mit bürokratischen Verfahren nicht weiter auf. Vor knapp einem Jahr wurde die Missionarin Laura Silsby an der Grenze von Haiti zur Dominikanischen Republik mit einem Bus voller Kinder verhaftet, die sie kurzerhand aus Kinderheimen eingesammelt hatte und die sie ohne weitere gerichtliche Verfahren außer Landes bringen wollte. Aufgrund ihres Glaubens sah sie sich berechtigt, die Kinder eigenhändig zu "retten". Dabei ist es nach der reinen Lehre der Evangelikalen bedeutender, dass die Kinder im evangelikal-radikal christlichen Glauben erzogen werden, als dass sie neue Eltern bekommen.

Der Trend ist beängstigend. Gleichwohl ist trotz anschwellender evangelikaler Propaganda die Zahl der Auslandsadoptionen in den USA in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Eine Reihe von Herkunftsländer haben ihre Adoptionsprogramme eingestellt oder stark reduziert. Da die USA dennoch mehr Adoptionen verzeichnen als der Rest der Welt zusammen, muss umso mehr darauf gedrungen werden, dass Auslandsadoption nicht noch mehr zum Vehikel für eine evangelikale Missionierung elternloser Kinder verkommt.  

Frohe Ostern!

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