Montag, 18. April 2011

Auffällige Anomalien

Am 6. April 2011 fand eine Telefonkonferenz der amerikanischen Einwanderungsbehörde USCIS mit betroffenen Vermittlungsagenturen und Eltern statt. Beamte der USCIS hatten im Januar eine Untersuchung der Situation in Äthiopien durchgeführt. Zur Erlangung eines Einreisevisums für ein adoptiertes Kind müssen amerikanische Adoptiveltern bei der Botschaft nachweisen, dass das Kind nach amerikanischer Definition Waise und damit adoptierbar ist. Zunehmende Hinweise auf Unregelmäßigkeiten und die stets ansteigende Zahl der Adoptionen erschweren der Botschaft die Visaerteilung.

Auf der Telefonkonferenz wurde eine Präsentation der USCIS mit den Ergebnissen der Untersuchung vorgestellt. Auf Seite 14 der Präsentation werden die folgenden Anomalien bei Vermittlungsagenturen / Kinderheimen als Grund für weitere Nachforschungen der USCIS und damit Hinweise auf unethische Praktiken der Vermittlungsagentur genannt:
- eine ungewöhnliche Altersverteilung vermittelter Kinder (damit ist ein hoher Anteil von Babies gemeint);
- eine ungewöhliche hohe Zahl verlassener Kinder;
- eine ungewöhnlich hohe Zahl abgegebener Kinder von anderen Verwandten als den Eltern;
- exklusive Beziehungen zwischen Kinderheim und Vermittlungsagentur.

In der nachfolgenden Diskussion wurde deutlich, dass die Beweispflicht für die korrekte Dokumentation des Status der Kinder bei den Adoptiveltern liegt, auch wenn diese sich den Agenturen ausgeliefert sehen. (Dies ist im Prinzip im Verfahren der Nachadoption in Deutschland nicht anders). Auf die Frage wie Adoptiveltern wissen können, welche Agenturen sich korrekt verhalten, antwortete ein Vertreter der USCIS: "You are spending $30,000 on an adoption, you want to do a lot of due diligence on the organization that you are hiring to work for you.  Many people research a car more closely than they research an agency." (Sie geben 30.000 Dollar für eine Adoption aus; deshalb sollten Sie die Organisation, die Sie damit beauftragen, auf Herz und Nieren prüfen. Manche Leute machen sich mehr Gedanken beim Autokauf als bei der Wahl ihrer Vermittlungsagentur.)

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