Donnerstag, 20. Dezember 2012

Kontroverse über Adoptionen aus Russland in die USA

Am morgigen Freitag, den 21. Dezember wird die russische Duma über ein Gesetz entscheiden, das Adoptionen aus Russland in die USA verbieten soll. Das Gesetz mit dem Namen Dima Yakovlev Gesetz ist eine Reaktion auf das sogenannte Magnitsky Gesetz, das US-Präsident Barack Obama letzte Woche unterschrieben hat. Dieses Gesetz verbietet russischen Beamten, die verdächtigt werden an dem Tod des russischen Hedgefundangestellten Sergei Magnitsky beteiligt zu sein, die Einreise in die USA.

Das Dima Yakovlev Gesetz ist offensichtlich außenpolitisch motiviert und nicht primär am Kindesinteresse russischer Adoptivkinder orientiert. Es nimmt dabei Bezug auf eine bereits seit längerem schwelende Kritik aus Russland an dem Schicksal russischer Adoptivkinder in den USA. Russland gehört mit China und Äthiopien zu den wichtigsten Herkunftsländern für adoptierte Kinder in den USA. In den letzten zwanzig Jahren wurden ca. 60.000 Kinder aus Russland in die USA adoptiert. Davon sind zwischen 19 und 29 Kinder zu Tode gekommen (die Angaben variieren je nach Quelle). Ein kontroverser Fall war Dima Yakovlev, ein zweijähriger Junge, der von seinem Adoptivvater im Auto vergessen wurde und starb. Ein weiterer Fall ist der von Artyom Savelyev, der als Siebenjähriger von seiner Adoptivmutter alleine nach Russland zurückgeschickt wurde, weil sie mit ihm nicht zurecht kam. Hinzu kommt die steigende Zahl der gescheiterten Adoptionen von russischen Kindern in den USA. Es gibt eine Einrichtung in Montana, die sich auf schwierige Kinder aus Russland spezialisiert hat und deren Existenz vom Ombudsmann für die Rechte von Kindern, Pavel Astakhov, stark kritisiert wurde.   

Während daher amerikanische Adoptiveltern in Russland in der Kritik stehen, gibt es zugleich auch Kritik an einem Verbot von Adoptionen in die USA. Der Außenminister Sergei Lavrov sprach sich laut Financial Times gegen ein Verbot und für eine verbesserte Praxis aus. Auch die Zivilkammer Russlands, die aus Experten besteht, äußerte sich kritisch. Sie monierte insbesondere den Umgang mit der Zahl der genannten Todesfälle. Den 19 bis 29 verstorbenen russischen Kindern in den USA stehen nach Angaben der Financial Times 1500 Todesfälle adoptierter Kinder von russischen Adoptiveltern gegenüber.   

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Sehr gerne würde ich eine Stelle hieraus in meiner Bachelor-Arbeit zitieren. Wäre es möglich, dass mir der Name des Autors zugesendet werden kann? (koch.stephanie@gmx.net) Dann könnte ich die Quelle mit in mein Literaturverzeichnis aufnehmen. Leider ist die Seite "Beitragende" wo HL aufgeführt ist gesperrt. Ein Kontaktadresse gibt es leider ebenfalls nicht, sodass ich hoffe, dass das Kommentar von dem Autor noch rechtzeitig gelesen wird. :-)
    Vielen Dank für die vielen hilfreichen Beiträge!
    Liebe Grüße

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