Sonntag, 2. Dezember 2012

David Smolin: Externe Verifizierung notwendig

Im Kontext des Dokumentarfilms Mercy, Mercy hat der dänische Radiosender Radio24syv ein aufschlussreiches Interview mit David Smolin ausgestrahlt.

Darin plädiert er für einen systematischen Ansatz bei der Beurteilung internationaler Adoptionen. In einigen Ländern gibt es weitverbreiteten Missbrauch des Adoptionssystem durch finanzielle Anreize für kriminelle Praktiken. Dazu gehören Kambodscha, Nepal und Äthiopien.

Weiter führt David Smolin aus: Die Haager Konvention ist ein richtiger Schritt zur Regulierung internationaler Adoptionen. Allerdings gehen gerade europäische Regierungen häufig fahrlässig mit der Implementierung um, weil sie die Dokumente der Senderländer fraglos akzeptieren. Europäische Behörden verstecken sich oft hinter der Haager Konvention und überprüfen nicht den Status der Kinder, die zu ihnen kommen. Wenn es in der Öffentlichkeit bekannt ist, dass es systematische Probleme mit Korruption und Dokumentenfälschungen in einigen Ländern gibt, dann dürfen europäische Behörden sich nicht auf diese Dokmente verlassen sondern müssen selbst die Verantwortung für die Adoptionen aus diesen Ländern übernehmen. Europäische Regierungen müssen sicherstellen, dass die adoptierten Kinder tatsächlich adoptierbar sind. Wenn sie dazu selbst nicht in der Lage sind, müssen sie externe Experten damit beauftragen. Nichts erspart den westlichen Behörden die eigene Überprüfung der Rechtmäßigkeit dieser Adoptionen. Wenn er - David Smolin - als unabhängiger Experte in der Lage ist, die Situation in einzelnen Ländern einzuschätzen, dann ist es gerade zu lächerlich zu sehen, wie Regierungen angeblich immer wieder von Korruptionsvorwürfen und Skandalen überrascht werden.

Man muss zur Ehrenrettung deutscher Gerichte sagen, dass diese im Fall von Adoptionen aus Ländern, die die Haager Konvention nicht ratifiziert haben, die Adoptionen nach deutschen Maßstäben überprüfen. Allerdings erfolgt diese Prüfung viel zu spät, nämlich lange nachdem die Adoption vollzogen wurde, und es erfolgt keine Überprüfung der Tatsachen sondern nur der Papierlage. Ob die Papiere mit den Tatsachen übereinstimmen, prüft dabei niemand, obwohl Urkundenfälschung wohl der häufigste Fall von illegalen Praktiken sein dürfte. Für Deutschland bedeutet dies ein klarer Auftrag an das Bundesjustizamt in Äthiopien selbst tätig zu werden und sicher zu stellen, dass die Adoptionen rechtmäßig sind. Das kann man nicht den Vermittlungsstellen alleine überlassen, insbesondere dann nicht, wenn sie ein finanzielles Interesse an dem Zustandekommen der Adoption haben.
 

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