Donnerstag, 11. Juli 2013

ZEIT-Geist

Was für ein Gefühl hinterlassen die ZEIT-Artikel über Adoption 3 Wochen nach ihrem Erscheinen? Vielleicht bleiben Sätze wie ‚Ein gesundes, glückliches Kind ist der Glücksfall, das große Los’ oder ‚Ein angenommenes Kind ist eine Blackbox’ in Erinnerung. Oder die Darstellung von Erbgut-Veränderungen durch frühkindliche Traumatisierung. Oder die Erwähnung einer Ehe, die mit der Adoption in die Brüche ging. Der starke Rückgang von Adoptionen muss einen dann jedenfalls nicht mehr wundern.
Die Zahl der verstörten Kinder dürfte sich mit diesem Rückgang aber nicht verringert haben. Nur dass dafür dann eben ‚Einrichtungen’ zuständig sind,  hier zumindest, und in den Ländern der Armen Welt häufig die Straße, sprich: niemand. Kindeswohl sieht anders aus.
Das Bild einer Black-Box mobilisiert Ängste, die Angst vor dem Fremden etwa, vor dem Anderen, und der Blick auf Erbgut oder neuronale Störungen lässt die Schädigungen als schicksalhaft und unabänderlich erscheinen.
Aber ist das ein Grund, diese Kinder abzuschreiben? In vielen Fällen ist doch Besserung, wenn nicht gar Heilung möglich. Gerade in der neurobiologischen Forschung gibt es ermutigende Ergebnisse. Unbestritten, dass meist ein steiniger Weg dorthin führt, entscheidend, dass man sich rechtzeitig (und das heißt: frühzeitig!) von dem Anspruch verabschiedet, diese Strecke allein bewältigen zu können. Aber es gibt Hilfsmöglichkeiten, gerade in unserem hochentwickelten Land,  und die Verbindlichkeit einer Familie tut vielen bindungsgestörten Kindern gut, auch wenn sie es nicht zeigen (wollen/können …). Fraglos ist es wichtig, auf Schwierigkeiten vorbereitet zu sein, aber Angst ist selten ein guter Ratgeber. Und der Forderung nach einer kompetenten Nachbetreuung, wie sie in den ZEIT-Artikeln ebenfalls laut wird, kann hier nur zugestimmt werden.

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