Donnerstag, 13. Juni 2013

Zehn Millionen Kinder arbeiten in fremden Haushalten

Zum diesjährigen Welttag gegen Kinderarbeit richtet die ILO die Aufmerksamkeit auf die Ausbeutung von Kindern als Hausangestellte. Viele arbeiten unter gefährlichen, manchmal auch sklavenähnlichen Bedingungen.
 
ILO Pressemitteilung | 12. Juni 2013
 
Auf 10,5 Millionen schätzt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) die Zahl der Kinder weltweit, die als Hausanstellte arbeiten müssen – oftmals unter gefährlichen oder gar sklavenähnlichen Bedingungen. In ihrem neuen Bericht, der anlässlich des Welttags zur Abschaffung der Kinderarbeit am 12. Juni vorgestellt wurde, geht die ILO davon aus, dass 6,5 Millionen dieser Kinderarbeiter unter 15 Jahre alt sind. Mehr als 71 Prozent von ihnen sind Mädchen.

Laut dem Bericht verrichten Kinder in fremden Haushalten Arbeiten wie Putzen, Bügeln, Kochen, Gärtnern und Wasserholen, und sie kümmern sich um andere Kinder oder Pflegebedürftige. Sie sind dabei meist isoliert von ihren eigenen Familien und der Öffentlichkeit und befinden sich daher in starker Abhängigkeit von ihrem Arbeitgeber. Dies macht sie äußerst verwundbar für ausbeuterische Arbeitsbedingungen, für psychische, physische und sexuelle Gewalt. Letztlich droht so aus einer Arbeitsausbeutung häufig auch eine sexuelle Ausbeutung zu werden.

„Die Situation vieler Kinder, die als Hausangestellte arbeiten, ist nicht nur eine massive Menschenrechtsverletzung der Kinder. Sie trägt auch dazu bei, dass Staaten viele nationale und internationale Entwicklungsziele verfehlen“, erklärt Constance Thomas, Direktorin des ILO-Programms zur Abschaffung der Kinderarbeit, IPEC. „Wir brauchen einen tragfähigen Gesetzesrahmen zur Identifikation, Prävention und Abschaffung der Kinderarbeit in Privathaushalten“, so Thomas weiter.

In vielen Ländern wird es gar nicht als Kinderarbeit wahrgenommen, wenn Kinder als Hausangestellte arbeiten. Die Kinder arbeiten, aber werden weder als Arbeitnehmer betrachtet noch sind sie ein Familienmitglied. Diese Lücke in der Wahrnehmung wie auch in der Gesetzgebung verschleiert die ausbeuterische Arbeitsbeziehung, die durch lange Arbeitszeiten, Fehlen von persönlichen Freiheiten und häufig auch gefährlichen Arbeitsbedingungen gekennzeichnet ist. Der Schutz der Privatsphäre der Arbeitgeber macht den Schutz der Kinder umso schwerer.

Die ILO schlägt bessere statistische Erhebungen vor, um das wahre Ausmaß des Problems zu erkennen. Darüber hinaus fordert sie die Mitgliedstaaten auf, die relevanten ILO-Konventionen gegen Kinderarbeit zu ratifizieren und umzusetzen.

Der Bericht weist zugleich darauf hin, daß der Hausarbeitssektor zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, insbesondere für Millionen von Frauen. In diesem Zusammenhang verweist die ILO auf ihre Konvention über menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte, die im Übrigen in Deutschland kurz vor der Ratifizierung steht. Die Umsetzung dieses internationalen Übereinkommens ist der ILO zufolge auch ein wichtiger Beitrag zur Abschaffung der Kinderarbeit in diesem Bereich.

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