Freitag, 8. Juli 2011

Von Profit und Kosten

Welche Kosten einer Adoption sind angemessen? Auslandsadoptionen kosten je nach Land zwischen 10.000 und 20.000€. Darin inbegriffen sind die Verwaltungskosten in Deutschland und im Herkunftsland sowie Zahlungen für Projekte der Vermittlungsstellen und Unkostenerstattungen an das Heim.

Sowohl die Projektspenden als auch die Unkostenerstattungen an die Heime stellen bereits ein ethisches Dilemma dar. Die äthiopische Regierung koppelt die Zulassung der Vermittlungsstelle mit dem Unterhalt sozialer Projekte, die entweder von der Vermittlungsstelle selbst oder von der Regierung betrieben werden können. Zudem erstatten Adoptiveltern den Heimen die Unterhaltskosten für die Zeit, die das Kind im Heim ist. Diese Zahlungen geben dem Heim eine klare finanzielle Präferenz für Adoptionen im Unterschied zur Rückkehr in die Familie, die diesen Beitrag nicht aufbringen kann. Potenziell besteht hier ein Einfallstor für Korruption und lukrative Einnahmequellen für die Betreiber von Heimen. In dem kürzlich aufgedeckten Korruptionsskandal in Adoptionen aus China spielten (allerdings sehr viel höhere als die derzeitigen Kostenübernahme der Heimunterkunft in Äthiopien) 'freiwillige' Spenden von Adoptiveltern an Heime eine wichtige Rolle für die Herausbildung krimineller Strukturen. Andererseits hat das Heim auch einen legitimen Anspruch darauf, dass seine Kosten gedeckt werden und die Adoptiveltern sind diejenigen, die diesen Anspruch am ehesten erfüllen können. Das Gleiche gilt für die Unterstützung sozialer Projekte in einem Land, das keinen eigenen Kinderschutz finanzieren kann.

Wichtig ist, dass Vermittler und Heime aus der Vermittlung von Kindern keinen finanziellen Vorteil ziehen können. Das gilt insbesondere in Situation, in denen Heime für die Abgabe von Kindern zu zahlen bereit sind. Unangemessene und unkontrollierte Zahlungen führen immer wieder dazu, dass Kinder adoptiert werden, die nicht adoptiert werden müssten. Bessere Regulierung, Kostentransparenz und eine klare Überprüfung der Bedürftigkeit der Kinder sind die einzige Antwort für dieses Problem. Hier sind die Vermittlungsstellen gefordert. Was können Eltern tun? Sie können darauf bestehen, dass ihnen mitgeteilt wird, warum und von wem die Kinder im Heim abgegeben wurden, welche Beträge an die Heime gezahlt werden und ob das Heim selbst für die Abgabe des Kindes gezahlt hat. Diese Fragen müssen gestellt und beantwortet werden, damit das wichtigste Bindeglied in der Adoptionskette - die Abgabe ins Heim - transparent gestaltet wird. 

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