Mittwoch, 14. März 2012

Kinderhandel in China

China galt lange Zeit als das Land mit dem saubersten Verfahren für internationale Adoptionen. Chinesische Kinder, die verlassen oder ausgesetzt aufgefunden wurden, wurden in staatliche Kinderheimen aufgenommen und dann zur Adoption freigegeben. Aufgrund der strengen staatlichen Aufsicht und der Ein-Kind-Politik war der Bedarf für internationale Adoptionen nahezu zwangsläufig vorgegeben. Nach den landläufigen Erklärungen setzten Eltern ihre Kinder aus, um sich einer Bestrafung für die Überschreitung der Kinderzahl zu entziehen. Dadurch wurden tausende gesunde Säuglinge in Adoptionsverfahren überführt, die schnell sehr begehrt waren. Insbesondere chinesische Mädchen wurden ins Ausland vermittelt.

Seit mehreren Jahren häufen sich jedoch die Berichte, dass Adoptionen aus China längst nicht so sauber abliefen wie bislang geglaubt. Die Behörden befassen sich nun ernsthaft mit Menschenhandel in China und stoßen auf schockierende Praktiken.

Das Ministerium für Öffentliche Sicherheit hat nun einen Bericht veröffentlicht, nachdem im letzten Jahr 8,660 Kinder und 15,458 Frauen aus Menschenhandel 'befreit' werden konnten. Über 3200 Menschenhändlergruppen wurden verhaftet einschließlich einer Bande, die Frauen nach Angola in die Prostitution verkaufte.

Im Jahr 2011 wurden mehr als 2000 Kinder für Adoptionen entführt und verkauft. Letzten November wurde in Shandong eine Bande enttarnt, die Säuglinge für US$8,000 anbot. Seit 2008 wurden 11.300 Personen wegen Menschenhandels verurteilt. Das Ministerium hat zudem eine landesweite DNA-Datenbank aufgebaut, um entführte Kinder ihren Eltern zurückzubringen.

Aber auch die Behörden selbst waren an Zwangsadoptionen beteiligt. Familien wurden Kinder von Behörden weggenommen und ohne Einverständnis der Eltern zur Adoption freigegeben. Die Berichte über entführte adoptierte Kinder trifft insbesondere amerikanische Familien. Ungefähr 100.000 Kinder wurden seit 1992 hauptsächlich in die USA, Kanada und Spanien vermittelt. (Nach Deutschland wurden keine Kinder vermittelt, da es hier keine automatische Einbürgerung gibt, die China als Voraussetzung verlangt.) Selbsthilfegruppen versuchen nun die Herkunft ihrer Kinder zu ermitteln und den Kontakt zu den Eltern aufzunehmen. Die Zahl der Adoptionen geht deutlich zurück.

Die Moral von der Geschichte? Es gibt derzeit - vielleicht mit der Ausnahme Russlands - kaum ein Land, in dem es keine ethischen Probleme, sprich kriminelle Praktiken, in internationalen Adoptionen gibt. Zukünftige Adoptiveltern müssen sich mit diesen Themen kritisch auseinandersetzen.

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